Im Training wird viel gekämpft

07. 04. 07
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"Im Training wird viel gekämpft"

Von Meike Holz  ( Recklinghäuser Zeitung (Recklinghausen)

JUDO. "Die Rockys ziehen mich magisch an", sagt Eva Wisberg und strahlt. Die 21-Jährige ist dem Ruf des nordamerikanischen Gebirgszuges gefolgt. Nach dem Abitur. "Ich brauchte eine Pause", meint die Judoka der Polizeisportvereinigung.
Auf ihren Sport wollte sie in den zurückliegenden sechs Monaten nicht verzichten. Brauchte sie nicht. Vor ihrem Flug über den großen Teich informierte sich die Recklinghäuserin. Mit PSV-Coach Egon Bergmann suchte sie im Internet nach guten Trainingsmöglichkeiten. Und wurde gleich in ihrer Wahl-Heimat fündig.

Eva Wisberg schloss sich dem "Lethbridge Kyodokan Judo Club" an. Sie trainierte dort einmal pro Woche bei Sensei Yoshio Senda (9. Dan), dem höchsten kanadischen Danträger. Die Recklinghäuserin genoss die zwei Stunden. Sie hielt sich fit und lernte zugleich viele Gleichaltrige kennen.
"Es hat sich gelohnt", sagt die sympathische junge Frau, die seit zwei Wochen wieder in Hochlar lebt. Nicht nur wegen des sportlichen Erfolges. Sie gewann im Januar den "Senda Cup" (RZ berichtete). "Er kam ganz überraschend", findet sie. Die Konkurrenz "war sehr stark". Eine Meisterschaft auf Regionalliga-Niveau.
Das halbe Jahr in Kanada wird für sie unvergesslich sein. In Lethbrigde arbeitete Eva Wisberg (kl. Foto - ) in einer kleinen Wohngruppe von Menschen mit Behinderungen namens LArche. "Es ist dort wie in einer Großfamilie." Sechs Tage in der Woche hatte sie nur wenige Minuten für sich. "Im ersten Monat war ich einfach nur platt", gesteht die 21-Jährige.
Die Hochlarerin hatte einen Ausgleich zur anstrengenden Arbeit in der Arche gesucht. "Hauptsache Sport", sagt Eva Wisberg augenzwinkernd. Doch nicht irgendeiner. Als Fünfjährige entdeckte sie das Judo für sich. Sie folgte ihrem Bruder Stephan zur PSV. Ihn verschlug es inzwischen zum American Football. Auch Schwester Kerstin wechselte die Sportart. Sie tauschte Judo-Matte gegen das Tanz-Parkett. Eva Wisberg ist dabei geblieben, hat mittlerweile den ersten Dan.
In Lethbridge ("Die Stadt ist etwa so groß wie Herten") gewöhnte sich die Schwarzgurtträgerin schnell an das kanadische Training. "Es wird sehr viel gekämpft", erklärt Eva Wisberg. Sensei Yoshio Senda setzt auf das Lernen durch Praxis. Etwas ungewohnt für die Recklinghäuserin. Im PSV-Training konzentriert sie sich auf technische Feinheiten. "Man ist schließlich nicht perfekt." Eine gute Technik ist Ende April wieder gefragt, wenn die Damen-Mannschaft von Egon Bergmann in die neue Regionalliga-Saison startet.
Eva Wisberg möchte mit ihrem kanadischen Trainer in Kontakt bleiben. "Wenn er das nächste Mal in Deutschland ist, will er vorbei kommen", erklärt die Judoka. Sie fände es gut, wenn beide Judoklubs kooperieren könnten. "Kanada ist aber nicht um die Ecke", bedauert die Sportlerin
Ihre Lethbridge-Erfahrungen bringt sie bereits bei der PSV ein. Beim ersten Training in RE wurde sie von ihren Vereinskameraden regelrecht gelöchert. "Wir haben mehr geredet als trainiert", gesteht Eva Wisberg.
Ab Oktober möchte sie in Bochum Rehabilitationspädagogik in Bochum studieren. Langeweile wird bis dahin nicht aufkommen. Die 21-Jährige engagiert sich für den Nachwuchs der PSV. Sie unterstützt Trainer Egon Bergmann in den Kindergruppen. Eva Wisberg will die Jungen und Mädchen für das Judo begeistern. Sie freut sich, deren Fortschritte zu sehen. Und ihre eigenen sportlichen Ziele? "Wenn ich neben dem Studium noch Zeit habe, mache ich vielleicht den zweiten Dan."

Mittwoch, 04. April 2007  |  Quelle: Recklinghäuser Zeitung (Recklinghausen)

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